Montag, 25. August 2008

Das Eichhörnchen

Jetzt wissen wir es: Eichhörnchen sind keine Olympia-Fans. Gestern Nachmittag brachte es ein einziges Tier der niedlichen Spezies fertig, das Schweizer Fernsehen für über eine Stunde lahm zu legen - genau zum Zeitpunkt der Olympia-Schlussfeier.

Gründliche Recherchen haben ergeben: Das Verhalten liegt quasi in der Familie. Der Präriehund, ebenfalls aus der Familie der "Sciuridae", kennt man ja schon lange als hinterhältigen Bösewicht.

Hinzu kommt, dass immer mehr Eichhörnchen dem Alkohol verfallen. Ob das Schweizer Tier Alkoholprobleme hatte und suizidgefährdet war oder von Untergrundhörnchen jahrelang auf diesen Olympia-Sabotageakt vorbereitet worden war, wird momentan abgeklärt.

Wer dem verstorbenen Eichhörnchen ein paar Zeilen schreiben möchte, der tue dies doch bitte in Chinesischer Schrift - eine Anleitung gibt es hier.

Das war Olympia! Das war Olympia?

Das war also Peking 2008: 23 040 Minuten Olympische Spiele, 958 Medaillen, 43 Weltrekorde. Und was bleibt davon? Fast nichts, zumindest in meiner persönlichen Bilanz.

Foto: Robert ScalesIch habe mich ja als nicht so ganz dem Sport abgeneigter Blogger bekannt und trotzdem: Diese Spiele sind an mir vorbei gegangen. Im gemeinsamen Hirnen mit meiner Frau, was Spannendes zu sehen war, gabs nur eine bleibende Erinnerung: Den Mannschaftsfinal im Bogenschiessen zwischen Italien und Südkorea, wo wir mindenstens 15 Minuten hängenblieben, weil die Italiener es beinahe geschafft hätten, die grossen Favoriten aus Südkorea zu schlagen, wenn da nicht beim letzten Schuss dem Italiener die Nerven so stark geflattert hätten, dass er nur einen Siebner schoss.

Warum? Warum hats mich nicht gepackt wie auch schon? Ein paar Erklärungsversuche:
  • weil Michael Phelps mit ein paar wenigen Ausnahmen alle Goldmedaillen gewann (die andern gewann Usain Bolt).
  • weil die Peking Lounge von SF leider Gottes (trotz, nein eigentlich auch wegen Pater Kassian) eine langweilige Plauderrunde war.
  • weil ich Radfahren einfach langweilig finde und deshalb keine Sekunde Zeitfahren geschaut habe und lieber Synchronturmspringen gesehen hätte als das Tennisdoppel.
  • weil die spannenden Geschichten über Peking 2008 nichts mit Sport zu tun hatten (wie auch dieser Blog ein wenig zeigt).
  • und die spannendste Frage unbeantwortet blieb: Wie dopen Phelps, Bolt und Co.?
Aber was solls. Ich nehme 2012 einen neuen Anlauf. Vielleicht packts mich wieder mehr. Bis dann!

Donnerstag, 21. August 2008

Falls Sie Olympia einen Brief schreiben wollten...

... vergessen Sies. Olympia Snowe, republikanische Senatorin für den Staat Maine, teilt auf ihrer Webseite mit, dass sie in ihrem Büro auf dem Capitol Hill keine Briefe empfangen kann.

Und falls die Briefzustellung je wieder aufgenommen wird, durchläuft jeder Brief einen dreiwöchigen Sicherheitscheck, bevor er der Senatorin ausgehändigt wird.

Dieses Prozedere geht ja wahrscheinlich noch auf die Anthrax-Anschläge zurück, die kurz nach dem 11. September 2001 für zusätzlichen Aufruhr in den USA sorgten. Erst kürzlich präsentierte das FBI den Namen des Mannes, den das Bureau (jetzt) für den Anthrax-Attentäter hält. Obs stimmt, wird auch schon wieder angezweifelt. Es wäre schliesslich nicht das erste Mal in diesem Fall, dass das FBI «Hat ihn!» schreit und doch daneben liegt.

Olympia aus Nauru kam nicht bis Peking

Sicher gibt es Tausende von Frauen, die Olympia heissen. Nur wenige haben aber einen Eintrag bei Wikipedia. Olympia Zacharias hat das geschafft. Und sie verdient auch Erwähnung in diesem Blog, denn immerhin ist sie 100-Meter-Sprinterin.

Leider war ihr aber eine Teilnahme in Peking nicht vergönnt. Möglicherweise liegt das an ihrer Leistung. Dokumentiert sind ihre 14,07 Sekunden über 100 Meter an den Weltmeisterschaften 2003 in Paris und ihre persönliche Bestzeit von 13,17 Sekunden. Verglichen mit den 10,78 Sekunden der Olympiasiegerin in Peking ist das halt viel zu langsam.

Vielleicht hat sich Olympia Zacharias aber mittlerweile schon aus dem Leistungssport zurückgezogen und vertreibt sich ihre Zeit irgendwo an den 30 Kilometern Küste ihrer Heimatinsel Nauru. Was man so über diesen Inselstaat lesen und sehen kann, fände ich das zumindest verlockend.

Aber zurück zum Sport: Nauru ist in Peking dennoch vertreten. Das naurische Olympische Komitee entsandte den Gewichtheber Itte Detenamo, seit zwei Jahren unbestrittener Ozeanischer Meister in seiner Klasse (über 105 Kg). In Peking erreichte er immerhin den ehrenvollen zehnten Platz.

Mittwoch, 20. August 2008

100-Meter-Klebesprint

Not macht erfinderisch. Neuestes Ergebnis: die olympische Disziplin des 100-Meter-Klebesprints.

Aber von Anfang an. Die Herrschaft des Sponsorings über den Sport ist bekannt, ebenso der rüde Umgang mit Nichtsponsoren. Peking aber pflegt den Superlativ: Hier werden Logos auf Produkten, die nicht von Olympia-Sponsoren stammen, rigoros mit schwarzem Klebeband abgedeckt. Lift, Fernseher, selbst das Pissoir - wer nicht zahlt, findet seinen Firmennamen zugeklebt.

Fatal: Die Neugier treibt Besucherinnen und Athleten immer wieder dazu, unter den Klebern nachzusehen. Ideale Trainingsbedingungen für die chinesischen Klebesprinter: Tag für Tag wird wieder aufs Neue zugeklebt.

Montag, 18. August 2008

The great firewall of China

Das viele Webseiten aus China nicht erreichbar sind, ist nicht neu (Bild links: die blockierte BBC-Seite in einem chinesischen Browser). Der Chaos-Computer-Club hat nun eigens eine Webseite eingerichtet, in welcher die Internetzensurmechanismen Chinas erklärt werden und wie man sie umgehen kann.

"Picidae", die Webseite der Schweizer Christoph Wachter und Mathias Jud, welche Textinhalte von Webseiten in Bilder umwandelt und so die Zensurfilter umgeht, funktioniert immer noch. In China ist picidae.net mittlerweile zwar gesperrt, der Quellcode wurde aber veröffentlicht, so dass die Applikation auf jeder Seite installiert werden kann.

China im Aufbau

Auch während der olympischen Spiele dürfen die roten Propagandaplakate nicht fehlen - jetzt sogar in deutscher Sprache! "Jeder ist Gastgeber, alle bauen das neue Beijing auf" (via). Irgendwie scheinen die deutsch-chinesischen Texter bei den Olympia-Willkommensplakaten irgend etwas drucheinander gebracht zu haben (oder heisst der Olympia-Slogan eigentlich nicht "One world, one dream")? "Aufbauen" kann man ja bekanntlich nicht nur eine Stadt.

Kleine Ergänzung: Für den (nicht politischen) Aufbau in Beijing sind andere verantwortlich - und die hat der Fotograf Iwan Baan in einem Fotoessay festgehalten.

Sonntag, 17. August 2008

Wie doof ist Olympia

Wer im Internet, Freundeskreis, Medien etc. ein wenig sucht, wird schnell fündig auf die Frage, warum Olympia eigentlich doof ist. Hier die Top-Five Liste:


1. Weil sowieso nur China Goldmedaillen gewinnt - oder Michael Phelps.

2. die Maskottchen

3. Weil der Vatikan nicht antritt.

4. Weil die Goldmedaille aus Silber ist.

5.  Doping oder Olympia im Reich der Mittel

Nicht alles Gold, was glänzt

Das hätten die Organisatoren auch einfacher haben können: Im Grunde hätten sie die Schwimmwettbewerbe nur ab dem zweiten Rang auszutragen brauchen; um Michael Phelps die acht Goldmedaillen zu überreichen, hätte eine schlichte Zeremonie am Rande der Spiele völlig ausgereicht.

Aber auch für einen Phelps ist nicht alles Gold, was glänzt. Die achtmal 150 Gramm Edelmetall bestehen in Wahrheit aus Silber, die von lediglich sechs Gramm Gold bedeckt sind - aktueller Wert: magere 167 Franken für das Bisschen Gold, plus 65 Franken für die silberne Unterlage. Noch eine Fälschung made in China?

Objekt der Begierde

Briefmarken, Münzen, Sportwagen: Nichts, das sich nicht sammeln liesse. Selbst olympische Fackeln: 29 000 Euro blätterte ein Sammler für die Fackel hin, die das olympische Feuer nach Peking brachte. Wir erinnern uns: Das teure Stück wurde namentlich von tibetischen Sammlern derart vehement begehrt, dass China gar mit blauen Trainingsanzügen getarnte Elitesoldaten (Bild) aufbieten musste, um die Fackel in Paris oder London zu schützen.

Ich beginne meine Sammlung mit etwas schlichteren Exemplaren. Die sind günstiger und einfacher erhältlich.