Samstag, 2. August 2008

Achtes Weltwunder

Unscheinbare Nachricht in der Neuen Zürcher Zeitung: Kurz vor Ostern 1900 entdeckten Taucher vor der griechischen Insel Antikythera die Ladung eines vor knapp 2100 Jahren gesunkenen griechischen Schiffs. Luxusartikel, soweit das Auge blickte - und darunter auch einige von einer grünlichen Kruste überzogene Bronzeklumpen (Bild), von denen niemand genau wusste, was es mit ihnen auf sich hatte.

Die prachtvollsten Stücke der geborgenen Schiffsladung fanden ihren Weg in die Vitrinen des archäologischen Nationalmuseums in Athen, die Klumpen in die Ramschkiste und ins Lager.

Jahrzehnte später, als findige Archäologen auf die Idee kamen, die Klumpen mit modernsten Röntgen- und Scanmethoden zu untersuchen, stiessen sie auf nichts weniger als das achte Weltwunder: auf einen ausgefeilten Zahnradmechanismus (Bild: moderner Nachbau), den zu bauen selbst heutigen Uhrmachern einiges Kopfzerbrechen bereiten würde.

Der Mechanismus von Antikythera erwies sich am Ende als älteste Rechenmaschine der Menschheit, als antiker Computer für komplexe astronomische Berechnungen. Die Maschine wurde auch genutzt, um den Vierjahreszyklus der olympischen Spiele zu berechnen, wie Forscher in der Zeitschrift "Nature" berichten.

Man stelle sich vor: So viel astronomisches, mathematisches und feinmechanisches Wissen, das, einmal erdacht, wieder im Dunkel des Vergessens versank, um viele Jahrhunderte später wieder vermeintlich erfunden zu werden. Ich gebe zu: Den Chronometer an meinem Handgelenk betrachte ich jetzt mit ganz anderen Augen.

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